In der Vorphase des beantragten Projekts wurde mit einer ersten Erschließung des bundesdeutschen Fachdiskurses zu UPS begonnen. Geprägt ist dieser Diskurs insbesondere durch eine dezidiert wirtschaftspolitische und didaktische Motivation hinsichtlich der Verwendung und Effektivität von UPS. Die untersuchten Autoren verweisen auf den Einsatz von UPS für Lernprozesse, für die Schulung von Führungskräften und für Forschungszwecke. Die geradezu explosionsartige Verbreitung der UPS nach ihrem Eintritt in die Unternehmenskultur ist beeindruckend.
Für die BRD kann nach einer Veröffentlichung des RKW (Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen Wirtschaft) davon ausgegangen werden, dass bis 1963 mindestens 117 verschiedene Planspiele zur Aus- und Weiterbildung von Führungskräften eingesetzt worden sind (vgl. Pack 1968). In dieser Frühphase der 1950er und 1960er Jahre konstatieren fast alle zeitgenössischen Quellen eine generalisierende und umfassende ›Wirkung‹ des Einsatzes von spielerisch anmutenden Modellkonstruktionen im Bildungs- und Ausbildungskontext.
Die Vorstellung der auszubildenden Führungspersonen als ›pädagogisierbare Einheiten des Produktionsprozesses‹ soll einer steigenden Spezialisierung und Scientifizierung der Wirtschafts- und Unternehmensordnung Rechnung tragen und zur Rationalisierung und Effektivierung von Unternehmensführung beitragen. Maßgebliches Mittel einer solchen operativen Pädagogik ist die Probehandlungsfunktion des UPS; also das konsequenzfreie Ausagieren von Führungsentscheidungen in Modellsituationen mit dem Ziel, das eigene Handeln vermittelt durch die algorithmisch quantifizierte Bewertung der Spielleistung zu optimieren und an ökonomische Parameter zu adjustieren. Mit variierender Zielsetzung wird ein solches Modellhandeln durch UPS mit ausbildungslogischer und pädagogischer Konsequenz auch für die Schulung wissenschaftlichen Nachwuchses an Universitäten eingefordert; neben dem Einsatz des UPS als ›heuristischem Werkzeug‹ und zur Überprüfung wirtschaftlicher Theorien soll es psychologischen Studien des Spielerverhaltens dienen.
Die bestehende Literatur lässt auf eine rasche Verbreitung von UPS in der Frühphase der 1950er und 1960er Jahre schließen. Rohn (1964) listet mehr als 200 internationale UPS auf, und es ist davon auszugehen, dass einige davon auch in Deutschland eingesetzt wurden. Als Beispiele für die firmeninterne Verwendung von Management-Simulationen nennt Rohn unter anderem Siemens, BASF, Dresdner Bank, Drägerwerk AG und die Bayrische Hypothekenbank. Gerade hinsichtlich der wichtigen Phase der Entwicklung und ersten Popularisierung von UPS ungefähr zwischen 1955 und 1975 ist die Datenlage für Deutschland jedoch als unbefriedigend anzusehen. So werden in Rohn (1988) lediglich zwei Planspiele aufgeführt, die explizit vor 1970 entwickelt wurden. Zudem ist nicht ausreichend nachvollziehbar, mit welcher Methode die Deutsche Planspiel-Übersicht von Rohn erstellt wurde. Die vorhandenen Daten müssen daher dringend durch eigene Recherchen in den entsprechenden Archiven ergänzt werden.